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In der ehemaligen DDR mangelte es Ende der 60ger Jahre erheblich an
Wohnraum. Ein Zustand, der nicht tragbar war für einen Staat mit sozialistischer
Planwirtschaft. Im Rahmen dieser Planwirtschaft musste auf drängen der Partei ein
Wohnungsbauprogramm entwickelt werden, das erst unter dem Slogan "jeden eine
Wohnung" stand. Später wurde daraus die Losung "jedem seine Wohnung". Um
dieses Ziel erreichen zu können, beschloss die Regierung der ehemaligen DDR im Jahre 1973
ein Wohnungsbauprogramm, dass die Errichtung von 570.000 Neubauwohnungen
(Wohnungseinheiten) bis zum Jahr 1980 vorsah.
Um dieses hochgesteckte Ziel erreichen zu können, bedurfte es einer Technologie, die
einem durchgängigen und einheitlichen Modularsystem entsprach. Mit der Entwicklung dieses
technologischen Modularsystems wurden als Gemeinschaftsprojekt die Bauakademie, die
Technische Universität Dresden und 5 Wohnungsbaukombinate beauftragt. Das Projekt wurde
bekannt unter dem Namen WBS70. Der Begriff WBS70 steht für WohnungsBauSerie1970. Nachdem
das Projekt ausgearbeitet war, erfolgte 1972 die Ersteinführung im WBK Neubrandenburg.
Das Kürzel WBK steht hier für Wohnungsbaukombinat. In
der Plattenbauweise werden die Betonelemente in einem Betonwerk vorgefertigt.
Nebenstehend ein Bild vom PW2000 in Stendal. PW steht für Betonplattenwerk, 2000
bedeutet, dass dieses Plattenwerk für eine Kapazität geplant war, um jährlich Platten
für 2000 Wohnungseinheiten zu fertigen und zu liefern. |
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Um diese Auslastung und Kapazität zu erreichen, wurden die
Betonelemente in der, laut Plan folgenden, Reihenfolge der Wohnungseinheiten in Batterien
und Taktstraßen gefertigt, mit einer Vorlaufzeit von mindestens 4 Wochen. Ein
Betonplattenwerk arbeitete im allgemeinen im Dreischichtsystem, wobei jede Schicht einmal
die gefertigten Betonelemente der Vorschicht ausrüstete und wieder neue Elemente
schüttete. Ausrüsten bedeutet hier weiter nichts, als das die frischen Betonelemente
innerhalb kürzester Zeit eine Festigkeit erreichen mussten, die es ermöglichte, die
Elemente mit einem Kran den Formen zu entnehmen. Diese Festigkeit wurde erreicht, in dem
die Formen mit Dampf beheizt wurden.
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Nach der Entnahme aus den
Formen wurden die Betonelemente in einem Freilager für durchschnittlich 4 Wochen zwischen
gelagert, als erforderliche Zeitspanne, bevor Beton seine Endfestigkeit erreicht. Im
Freilager erfolge dann auch die Beladung der für den Transport mit speziellen
Sattelaufliegern ausgerüsteten Fahrzeuge und Schwerlasttransporter. Die Verladung
erfolgte hierbei nach Möglichkeit entsprechend des Montagefortschritts, um lange Stand-
zeiten und weitere Zwischenlagerung möglichst zu vermeiden. |
Bei den Baustellen, auf denen die WBS70 Bauweise eingesetzt wurde,
handelte es sich in der Regel um großflächig erschlossene und zusammenhängende
Stadtteile. Als eines der Gründe für diese komplexen Erschließungsmaßnahmen ist
anzusehen, dass oftmals die zeitaufwendige Umsetzung der Krane entfallen konnte. Dort wo
es sich einrichten ließ, wurde nur die Kranbahn bis zum nächsten, neu zu errichtenden
Block kurzfristig verlängert.
Die Betonelemente in der WBS70 Plattenbauweise hatten ein
Höchstgewicht von 6,3 t. Eine durchschnittliche Innenwand eine Länge von 6,00 m und eine
Höhe von 2,80 m (Geschosshöhe), bei einem Gewicht von cirka 5,0 t Eigenmasse. Diese
Betonelemente wurden nach ihrer Versetzung in der Regel umgehend verschweißt. Auf dem
unteren Bild ein Schweißer, beim verschweißen von neu verlegten Deckenplatten, auf einer
Baustelle in Stendal im Stadtseegebiet.
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